Ein Hoch auf das Salz in meinen Beeten

Gelbe Taglilien am Eingang des Küchengartens

Die Flammenblumen auf dem großen Staudenbeeten entrollen ihren Farbteppich. Ein ausbalanciertes Farbenspiel nimmt seinen Lauf. Rosa und weißer Phlox mischen sich mit dem hellen Lila der Sorte ‘Prospero’, dem dunklen Violett von ‘Düsterlohe’, dem Blau von ‘Blue Paradise’ oder ‘Blue Evening’.

Kandelaberehrenpreis ‘Lavendelturm’ schiebt seine hellen lila Kerzen dazwischen, der Hohe Wiesen-Ehrenpreis und Verbena hostata steuern blaue Kerzen bei. Zwischen blauen Katzenminzen leuchten purpur viele Trommelstockläuche. Kugeldisteln färben sich kräftig blau. Einen Kontrast dazu bilden die frisch grünen Horste von Herbstkopfgras oder Diamantgräsern.

Gar kein Gelb, kommentierte denn auch dieser Tage eine Gartenbesucherin! Was so nicht stimmt. Denn vom Tisch an der Küchentür, wo ich diese Zeilen schreibe, geht der Blick zwar auf Ellipsen- und großes Staudenbeet. Doch gleich links daneben am Eingang zum Küchengarten hat die kräftig gelbe Taglilie ‘Hyperion’ gerade ihre Hoch-Blütezeit.

An die 50 Trichter leuchten hier um die Wette, gerahmt von Blutbuchenhecken. Auch zur rechten Seite auf dem Hof mangelt es nicht an Gelb. Die Blüten der Rispenhortensien sind erst zu ahnen, kleine Blüten steuern lediglich ein paar Storchschnäbel und Katzenminzen bei. Das üppige Blättergrün wird allerdings sichtlich aufgelockert durch die inzwischen üppigen Horste des goldenen Japan-Berggrases ‘Aureola’.

Auch im Kiesgarten hat sich Gelb zwischen das Lila von Lavendel, Scarbiosen, Glockenblumen und Blaustrahlhafer gemischt. Anfangs rätselte ich noch, was sich hier ausgesät hat. Dann allerdings erkannte ich die Blätter des Großblumigen Scheinalant, der jetzt kräftig gelborange blüht.  

Nun gibt es ja verschiedene Arten, mit Farb-Ausrutschern wie im Kiesgarten umzugehen. Als Gärtnerin könnte ich rigide alles das ausmerzen, was mir nicht in den Kram passt. In einem Vortrag von Isabell von Groningen vor ein paar Jahren in der Berliner Gartenakademie habe ich allerdings gelernt, dass solche Farb-Ausrutscher das Salz in der Suppe sprich im Staudenbeet sein können. Wer nämlich zu starr an Farbvorstellungen festhält, kann auch Gefahr laufen, dass Beete langweilig und wie ein Brei wirken. Ein Farb-Ausrutscher dagegen kann wie ein I-Punkt, wie ein Ausrufezeichen wirken, dass die gewünschte Farbwirkung sogar noch erhöht! Also einfach gelassen belassen!