Engagieren wie Ingrid S.

Kürzlich wurde ich von einer Journalistin gefragt, was den Unterschied des Gärtnerns in England und hierzulande ausmache. Nun, dazu gäbe es eine Unmenge zu sagen. England ist schlicht das Land des Gärtnerns. Dort gibt es eine lange Tradition, schöne Gärten anzulegen, sie zu hegen und zu pflegen.

Leute aus dem weltweit agierenden Empire, die es sich leisten konnten, machten früher Expeditionen in die Welt und brachten sich exotische Pflanzen mit. Es gab berühmte Gärtner wie Capability Brown, Gertrude Jekyll und Edwin Lutyens, Vita Sackville-West und ihr Mann Nigel, Christopher Lloyd oder Beth Chatto, die bedeutende Gärten gestalteten. Diese sind heute weltberühmt und werden jährlich von tausenden Besuchern besucht. Eine ganze Nation eifert ihnen quasi nach, was dazu führte, dass es heute Tausende von britischen Gärten gibt, die für die Öffentlichkeit erhalten und geöffnet sind. Mit dem National Trust hat sich quasi ein Denkmalschutz für Gärten gegründet. Es ist heute ein wichtiges touristisches Rückrad der Insel. Wer als Gärtner etwas auf sich hält, der geht auf Gartenreise nach England. So halten es inzwischen auch viele Deutsche. Denn im Gegensatz zu den Briten wird hierzulande Gärtnern oft immer noch belächelt und skeptisch beäugt. Der allermeiste Kommentar ist und bleibt: Soooo viel Arbeit! Zwei Kriege mit ihren Schäden haben zudem für viel Zerstörung gesorgt, die DDR z.B. hat viele Gutshäuser mit ihren Parks über Jahrzehnte vor sich hin dämmern lassen. Und damit ist das Thema längst noch nicht erschöpft.  

Was mir bei der Beantwortung der Journalistenfrage überhaupt nicht in den Sinn kam, ist das ehrenamtliche Engagement hier wie dort. In England ist es eine Ehre und gängige Praxis, für gar kein Geld in Gartenanlagen Pflegearbeit zu leisten. Was von einem großen Teil der Bevölkerung gehegt wird, das wird auch respektiert und vor Zerstörung geschützt. Das ist in Deutschland oft anders. Dies wurde mir ein paar Tage nach der Begegnung mit der Journalistin bewusst. Denn Ingrid S. aus Schwerin hatte sich mal wieder bei mir gemeldet. Sie pflegt seit zehn Jahren ehrenamtlich acht Beete im Heckengarten, einem Nachlass der Bundesgartenschau. In mehreren Fotoalben ist das Thema dokumentiert. Zu Weihnachten hängt sie Kugeln in die Hecken. Doch sie ist auch mit Vandalismus konfrontiert, immer wieder werden Pflanzen gestohlen. Ingrid S. schreibt dazu: „Das macht mich sehr traurig!“