Englische Winter

Kommt der Winter noch? Seit Wochen tragen wir Gärtnerinnen und Gärtner uns mit dieser Frage rum. Das kann es doch nicht gewesen sein, heißt es immer wieder. Und meist endet ein Gartengespräch mit der ausgesprochenen Hoffnung, dass nicht noch das dicke Ende kommt.

Meine Freundin S. versicherte mir schon vor ein paar Wochen, sie könne sich gut arrangieren mit solch „Englischen Wintern“. Nun – bei Lichte besehen sind die Englischen Winter vielleicht gar nicht so harmlos, wie uns das aus unserer kontinentalen Entfernung so scheint. 2018 gab es beispielsweise in England Eis und Schnee noch bis in den März hinein. Aber Fakt ist: Klirrenden Frost und lange Kälteperioden haben die dortigen Pflanzen wohl doch seltener zu ertragen. Wird es bei uns nun auch öfter so sein? Wirkt sich auf diese Weise der Klimawandel aus? Und welche Sommer werden wir künftig bekommen?

Bei diesem Thema wohnen zwei Seelen in meiner Brust. Da ich keine große Freundin des Wintersports bin, gefällt mir dieser englische Winter durchaus. Bis Weihnachten war ich täglich im Garten, habe in aller Ruhe die Arbeiten erledigt, die auf meiner To-do-Liste für den Herbst standen. Dann gab es eine Pause und nun bin ich wieder Tag für Tag in meinem Refugium unterwegs. Anfangs fragte ich mich noch, ob ich mich schon an den Rückschnitt aller Staudenbeete machen sollte. Aber spätestens seitdem Winterlinge und Schneeglöckchen gelbe und weiß Lichtpunkte streuen, gibt es kein Halten mehr. Um mir die kraftfordernde Arbeit etwas zu erleichtern, greife ich sogar erstmals zur Heckenschere. Vor Jahren habe ich über die unkonventionelle Methode gelesen. Danach schneidet man von oben herab die alten Pflanzenreste alle zehn Zentimeter ab. Statt die Pflanzenstängel von den Beeten zu tragen und zu schreddern, lässt man das mit der Heckenschere zerkleinerte Material einfach auf den Beeten liegen, wo es eine natürlich Mulchschicht bildet. Das naturnahe Gärtnern ist in meinem Sinne und ich bin gespannt darauf, ob sich das Mulchen positiv bemerkbar machen wird.

Sie könnten mich fragen, was gut daran ist, als Gärtnerin gar keine Winterpause zu haben. Nun, ich habe das Gefühl, der Garten kommt mir in einem solchen Winter nicht abhanden, gerät nicht aus dem Blick. Und mit viel Aufmerksamkeit für all die kleinen Details gleite ich so in einen hoffentlich wunderbaren mecklenburger Frühling!