Fluch und Segen von gutem Boden

Zuweilen werde ich gefragt, ob wir in unserem Garten guten Boden haben. Das bejahe ich, womit sich manches Gespräch schon erschöpft hat. Den Fragenden scheint damit ausreichend erklärt, warum in unserem Garten alles so üppig gerät. Obwohl wir die Hände von Dünger lassen, werden Pflanzen oft größer, als Kataloge verkünden.

Der Eisenhut auf meinen Beeten beispielsweise hat die 2-Meter-Marke erreicht. Meine Blaue Färberhülse muss ich alljährlich im Zaum halten, weil sie den für sie zugedachten Platz sprengt, aufgrund ihres holzigen Wurzelwerkes aber auch nicht einfach so zu teilen ist. Und meine jetzt blühenden Prachtkerzen, die bei mir seit Jahren verlässlich wiedererscheinen, nehmen jeweils mehr als einen Quadratmeter ein.

Nun muss ein guter Boden aber nicht nur Segen, sondern kann auch manchmal Fluch sein. Im Frühjahr habe ich im Beerengarten neun Lavendula angustifola ‘Hidcote Blue’ gepflanzt – in extra Töpfe mit abgemagerter Erde. Jetzt im Herbst bilden Chinesischer Bleiwurz, Blaustrahlhafer, die Japanische Skabiose und Steinquendel dort eine so dichte Pflanzenmatte, dass der Lavendel kaum auszumachen ist. Auch meine schönen dunkelblauen und braunen Iris inmitten der Pflanzenfülle blühten in diesem Jahr nur noch wenig. Eine deutliche Aufforderung, hier mal gründlich Hand anzulegen! Dazu ist es in den letzten Tagen gekommen. Die Iris sind aufgenommen, die herandrängenden Nachbarpflanzen großzügig entfernt, die Iris-Blätter auf ca. 15 Zentimeter und die Rhizome eingekürzt und das Ganze neu aufgepflanzt worden. Auch die Lavendel-Töpfe habe ich in einem breiteren Umkreis von Bewuchs befreit.

Das Beispiel macht vielleicht deutlich, worauf es ankommt: Für jede Gartensituation gibt es die richtigen Pflanzen! Die einen mögen gern guten, die anderen eher mageren Boden. Und anstatt sich rumzuplagen, weil man bestimmte Pflanzen unbedingt in seinem Garten erzwingen will, sollte man auf deren Bedürfnisse schauen und entsprechend agieren. Auch das ist mit einem naturnahen Gärtnern gemeint. Wer wenig darauf schaut, wird sich mehr mühen müssen, weil Pflanzen zu mickrig bleiben oder aber zu viel Biomasse bilden.

Bei meinem Gärtnern ist mir das eine wichtige Regel.

In meinem Beerengarten allerdings werde ich wohl auch in Zukunft eine Ausnahme machen. Auf den Duft des Lavendel und das dunkle Blau meiner Iris mag ich einfach nicht verzichten!