Friedliche Koexistenz mit allem, was da ist

Weiße Wolke am Garteneingang

Seit ein paar Wochen liegt das Buch „Garten ist Krieg“ von Christian Feyerabend auf meinem Schreibtisch. Immer mal wieder schaue ich in das Buch des Kölners, der eigentlich Dokumentarfilme dreht und einen Kleingarten bewirtschaftet.

Seine kurzweiligen Texte über Unkräuter, Schädlinge, Ungeziefer, Pilzkrankheiten und Plagegeister sind amüsant zu lesen. Doch immer wieder hake ich mich an dem Titel des Buches fest. Nun, mir ist klar, dass Buchtitel heutzutage aus Marketinggründen zugespitzt werden, obwohl die Texte darin vielleicht gar nicht so martialisch gemeint sind. Dennoch: Meine Sprache wäre das nicht.

Denn als Gärtnerin mit Leib und Seele begreife ich mein Refugium als friedlichen Ort, den ich auch als Gegen-Part zu unserer nicht nur friedvollen Welt gestalte. Klar nehme ich mit dem einen oder anderen Unkraut, Schädling oder Plagegeist auch mal die Auseinandersetzung auf. Doch dies verstehe ich immer als Experimentieren, als Erfahrungen anhäufen, als Auseinandersetzung mit meinem Natur-Universum, in dem die Regeln nicht allein von mir, dem Menschen, gemacht werden sollen und können. Statt Krieg zu führen, liegt mir an der friedlichen Koexistenz mit allem Lebenden in meinem Garten.

Dafür ein Beispiel?
Im letzten Jahr hatte sich auf meinen Staudenbeeten der Persische Ehrenpreis sehr breit gemacht. Tagelang robbte ich durch die Botanik und versuchte, jedes Fitzelchen von Veronica persica zu entfernen. Mein Mann argumentierte damals, ich solle die Natur doch einfach machen lassen. Die Stauden würden doch ins Kraut schießen, so dass sie dem Ehrenpreis Luft und Licht für sein invasives Treiben nehmen.

In diesem Jahr nun muss ich konstatieren, dass meine gärtnerische Vorjahres-Mühe umsonst war. Denn das Bodendecker-Unkraut ist in gleicher Menge wie im Vorjahr präsent. Dieses Mal nun nahm ich mir die Argumente meines Mannes zu Herzen und säuberte nur die noch ganz freien Stellen im Beet – das war mit ein paar Handgriffen schnell erledigt. Mein Ordnungssinn war für ein paar Tage auf die Probe gestellt. Eigentlich würde die Gärtnerin in mir längst Hand anlegen.

Doch ich habe dazu gelernt: Der Persische Ehrenpreis ist nämlich nicht nur ein Unkraut sondern auch eine Bienenweide und also Tieren nützlich. Mein Pflege-Anspruch ist nicht das Maß aller Dinge. Erst recht nicht das der Natur, deren Wohl mir doch am Herzen liegt!