Gedenkemein und Vergissmeinnicht

Dieser Tage bestaunte meine Nachbarin die Frühlings-Nabelnüsse, die bei mir so schön blühten. Frühlings-Nabelnüsse?

Diesen Pflanzennamen hatte ich bis dato noch nie gehört. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sie eigentlich das Gedenkemein (Omphalodes verna) meinte. Bei mir blühte aber das Kaukasische Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) so zahlreich. Beide Stauden liegen botanisch auseinander, doch sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich. Blaue Blüten hier wie da leuchten über niedrigem Blattwerk. Beim Gedenkemein ist dieses teppichartig mit Ausläufern, beim Kaukasischen Vergissmeinnicht eher horstig und breitbuschig. Letzteres ist im Vergleich höher. Beide Stauden bilden nach der Blüte kleine Nüsse aus, eignen sich für schattige Standorte und halten gut den Wurzeldruck von Gehölzen aus. Wenn Pflanzen so ähnlich aussehen, warum sollten dann ihre Namen weit auseinander liegen. Gedenkemein und Vergissmeinnicht, frage ich mich, meint das nicht eigentlich das Gleiche?

Mit der Bestimmung von korrekten Pflanzennamen ist jede Gärtnerin, jeder Gärtner schnell mal überfordert. In meinem Beet unter der Kastanie sind beispielsweise Pflanzen eingewandert, die ich nicht zuordnen konnte. Ein Blick in mein Bestimmungsbuch und die Prüfung mit der App Flora incognita der Hochschule Ilmenau brachten Klarheit. In diesem Fall handelt es sich um den Ruprechts-Storchschnabel (Geranium robertianum), der mit seinen rosenroten Blüten und rot überlaufenen Stengeln wunderbar zwischen das frische Grün von Funkien und die Tulpen ‘Blue Diamond’ passt. Also belasse ich das häufig vorkommende Wildkraut an dem schattigen, stickstoffhaltigen Standort, den es liebt. Und ernte es vielleicht für einen Tee, denn es ist ein Heilmittel bei Verdauungs- und Hauptproblemen, bei Mund- und Rachenentzündungen, Zahnschmerzen oder Herpes.

Herausgefordert ist mein Pflanzenwissen dieser Tage auch durch den Pflanzenstand in unserem Dorf. Die als Buntnessel ausgewiesenen Pflanzen sind augenscheinlich keine Zimmerpflanzen, denn diese bezaubernden Blattschmuckpflanzen kommen oft in exotischen Blattfärbungen daher. Die Blätter meiner erstandenen Ableger dagegen sind gänzlich unscheinbar. Ein Ziest, da bin ich mir sicher. Doch welche Sorte? In den nächsten Wochen, wenn die trockenheitsliebende Staude blüht, werde ich es bestimmt herausbekommen.