Auf unserem steinigen Parkplatz wächst eine Mariendistel. Wie sie dorthin gekommen ist? Keine Ahnung. Doch ich empfinde sie in diesem Jahr als ein Geschenk, das mir mein Garten macht.
Da Silybum marianum gern Schuttplätze, Wegränder oder trockene Viehweiden als Standort bevorzugt, scheint ihr Platz ideal. Schon die weiß marmorierten Grundblätter mit bis zu 8 mm langen Dornen am Rand sind eine auffällige Erscheinung. Bis 1,50 Meter hoch kann der Stängel einer Mariendistel werden, purpurfarbene Blütenköpfe werden später von ebenfalls stachelartigen Hüllblättern umgeben sein. Als Heilpflanze hat die Mariendistel einen guten Ruf. Produkte aus den Distelfrüchten enthalten das Wirkstoffgemisch Silymarin und können die Leber des Menschen vor schädlichen Einflüssen schützen.
Tage später machen wir bei den Gartengeräten eine Entdeckung: Nimmt im Herbst das Fallobst Oberhand, nutzen wir gern unseren Obst- und Nusssammler, der den Rücken schont. In dem ballonartigen Geräteende, das im Herbst über den Boden gerollt wird, ist eine Menge Blatt- und Nestwerk zusammengetragen, kunstvoll verwoben. Wir entdecken ein klitzekleines Einflugloch. Das Nest eines Zaunkönigs, fragen wir uns. Das wird sich herausstellen, denn ein Zaunkönig baut gleich mehrere Nester, von denen sich seine Königin eins aussuchen darf. Erst danach wird das Nest mit Moos ausgepolstert und fertig gemacht für die kleinen Prinzen und Prinzessinnen. Ein Zaunkönig, der sich in unserem Garten wohl fühlt? Den würde ich als Geschenk empfinden.
Nur ein paar Meter weiter entdecke ich neben einer Samthortensie eine ganze Gruppe von Allium Purple Sensation. Den gibt es mittlerweile an vielen Stellen in unserem Garten. Anfangs liefen Samen zu Mini-Pflanzen auf, doch über die Jahre sind die Zierlauch-Exemplare stattlich geworden, so als hätte ich im letzten Herbst die Zwiebeln gesteckt. Wieder eine geschenkte Zutat für den Garten.
In einem benachbarten Beet laufen Hunderte Pflänzchen auf. Hier hat sich was versät. Doch was? Ich erinnere, dass ich drei Orientalische Knöteriche (Persicaria orientalis) gepflanzt hatte, ein Geschenk von Ingrid R.. Die einjährigen Pflanzen mit ihren überhängenden Blütenähren sind sehr elegant und einfach zauberhaft. Kiss-me-over-the-Garden-Gate, wie er in England genannt wird, werde ich zuhauf topfen. Und mit diesen Geschenken des Gartens wiederum andere erfreuen.