Nahrung für unsere Seelen

Dieser Tage kann man öfters lesen, wie wertvoll ein Garten sei. Hier könne man unbekümmert seinem Tagewerk nachgehen, ohne auf den nötigen Abstand zum Nächsten achten zu müssen. Hier bekommt man seine Draußen-Stunden locker zusammen, ohne stundenlange Spaziergänge oder Jogging-Runden zu absolvieren. Hier kann man gemütlich seine Kaffeestunden verbringen, ohne sich erst lange den Kopf darüber zu zerbrechen, wo ein Päuschen im Freien überhaupt noch möglich wäre.

Schon vor Wochen, als die Corona-Pandemie erst im Anmarsch war, sagten Gartenfreunde oft: Wie schön, dass wir unsere Gärten haben! Bei meiner Gartenliebe können Sie sich denken, dass ich diesen Satz aus vollem Herzen bejahe.

Aber natürlich erleben auch wir diesen Frühling in einem ganz besonderen Licht. Wem erscheint sein Stückchen Erde dieser Tage nicht wie ein besonderer Schatz, den es zu hüten gilt? Dass die Natur sich erholt, wo kaum noch Flugzeuge fliegen und Autos fahren, wer von uns Gärtnern liest diese Nachricht nicht mit einer gewissen Genugtuung? Nach Corona sich davon ein Stück bewahren – wer von uns wünschte sich das nicht?
Auch überlegen wir uns vielleicht, wo Lebenswerte überdacht werden oder Verdienstmöglichkeiten dahinschwinden, ob wir vielleicht mehr Kartoffeln, mehr Tomaten anbauen sollten. Könnten wir den Küchengarten noch ein Plätzchen mehr abringen für Kräuter, Salate & Co, überlegen wir. Auch wird klar, dass Pflanzen, die wir für Gartenfreunde getopft haben, länger unter den eigenen Fittichen bleiben werden. Und leider – ja leider – werden Besuchsrunden im eigenen Garten auch noch länger auf sich warten lassen. Was blüht denn bei dir, fragen wir deshalb öfter bei Telefonaten. Und in Gedanken durchwandelt man selbst die eigene Oase, um Anderen diese Frage zu beantworten. Oder man greift gleich zum Handy und schickt einen Blumengruß. Von dem üppigen Dichternarzissen-Reigen auf der Blumenwiese oder dem Ableger der Eichenblatthortensie, die man im letzten Jahr geschenkt bekommen hat und die nun neu austreibt.
Obwohl sich also die Gartenzeit in diesem Frühling so anders anfühlt, der Satz von vor ein paar Wochen bewahrheitet sich mit jedem Tag neu: Wir schön, dass wir unsere Gärten haben! Hier sind wir gesegnet mit Weite, der Ruhe, dem Grün. Können in Kontakt sein mit der Erde. Gibt es Nahrung für unsere Seelen!