Vom Leben mit dem faulen Gärtner

Im Sommer werden die Wiesenbeete gemäht.

Zu meinen regelmäßigen Gartenarbeiten gehört das Gießen. Ich fühl mich ziemlich privilegiert, denn wir haben einen Brunnen und die großen Staudenbeete können mit Sprengern versorgt werden. Doch unsere Kleine Gärtnerei mit Pflanzenablegern und meine zahlreichen Töpfe und Kübel bewältige ich mit Gießkanne und Gartenschlau.

Nun könnte ich ja klagen über das ständige Gefordertsein, gerade auch in Hitzewochen. Doch wenn die Rede auf mein Gießen kommt, betone ich gern den medidativen Aspekt meines Tuns: Während ich nämlich gieße, kann ich meine Lieblinge in Augenschein nehmen. Ich bin in Bewegung. Das ist mir wichtig. Anschließend weiß ich alle Schützlinge gut versorgt, fühle mich geerdet und habe den Kopf frei für Anderes.

Der Mann an meiner Seite hat bei seinem gärtnerischen Tun einen ganz anderen Ansatz. Die immer gleichen Arbeiten ausführen müssen, das wäre ihm ein Graus, das würde ihn langweilen. Dinge, die er anpackt, will er nachhaltig gestalten, will er optimieren. Er denkt und knobelt sich gern Dinge aus, überdenkt gern Konstruktionen und Abläufe.

So sind beispielsweise unsere zehn Hochbeete entstanden. Aus Eiche natürlich, denn die hat nun mal eine lange Lebensdauer. Mit dem Bau der Hochbeete wurde eine Bewässerung erdacht und gebaut. Heute reicht ein Umlegen von zwei Hebeln und ein Knopfdruck auf die Fernbedienung, um alle zehn Beete zu wässern. Ähnlich geht es zu im Gewächshaus, wo Tomaten und Gurken reifen oder bei unserer „Tomaten-Plantage“, über die ich vor ein paar Wochen an dieser Stelle schrieb. Trinken wir einen Espresso, dann gibt es öfter von meinem Mann die genussvolle Bemerkung, dass er jetzt gerade ja gieße.

Gegenüber Gartenbesuchern benennt sich mein Mann auch gern als fauler Gärtner. Er denke zunächst lieber nach, um sich später Arbeit sparen zu können. Allerdings hilft diese Vorgehensweise nicht immer im Garten. Als vor ein paar Wochen auf der Erdbeerwiese die Früchte reiften, pflückte mein Mann fast alle der über 40 Kilo. Anschließend holte er kiloweise Schwarze Johannisbeeren vom Strauch und Sauerkirschen vom Baum. Jüngst waren die drei großen Blumenwiesen-Beete mit der Sense zu mähen und zu beräumen. Drei Tage Arbeit gab mein Mann daran. S

pätestens da wurde mir mal wieder deutlich: Ich habe möglicherweise einen faulen Gärtner an meiner Seite. Aber von ihnen wohl einen der Fleißigsten!