Vom tierisch guten Leben

Unser Hahn Johann.

Dieser Tage konnte ich einem Schauspiel beiwohnen. In der Kastanie versammelten sich Hunderte Schwalben, unter denen ganz sicher auch unser diesjähriger Nachwuchs war. Immer wieder flatterten einzelne Flieger auf, es war ein Schwirren und Tschilpen in der Luft.

Am anderen Ende des Grundstücks wiederum hatten sich zur gleichen Zeit in den Hecken und auf den Obstbäumen Hunderte Stare versammelt. Auch sie machten ein Heidenspektakel, ganz so wie vor Wochen, als sie über unsere Süßkirschen hergefallen waren.

Das Erlebnis führte mir vor Augen: Die Tierwelt können wir in unserem Garten auf facettenreiche Art miterleben. Dieser Reichtum ist über Jahre gewachsen.

Dafür haben wir allerdings auch aktiv etwas getan. Am Anfang hängten wir zahlreiche Vogelhäuser in die Obstbäume. Derzeit sind Spechte sehr präsent, die wiederum in den Haselnusssträuchern Futter finden. Unseren Schwimmteich bevölkern Frösche, Libellen und ein paar Ringelnattern. Kröten und Blindschleichen laufen uns zuweilen bei der Gartenarbeit über den Weg. Unterm Gründach unserer Fachwerkscheune lebt seit längerem eine Kolonie Fledermäuse, die den geschützten Dachüberstand zu ihrer Wohnstatt erkoren hat. Hummeln fliegen ihre Behausungen unter Holzterrassen an und Hornissen bauen sich dieser Tage sehr sichtbar ein Nest in einem für Spatzen zugedachten Haus. Auch unser Eichhörnchen ist in diesen Tagen wieder öfter sichtbar. Am Wallnussbaum reifen die Früchte, die es sich später wieder eifrig aus dem Futterkasten angeln wird.  

Natürlich haben wir auch Gartenmitbewohner, auf die wir verzichten könnten. Obwohl unsere indischen Laufenten Nacktschnecken zum Fressen gernhaben, leben wir nicht in einer schneckenfreien Zone. Mein Küchengärtner-Mann hat die Erfahrung gemacht, dass Rapskäfer und Erdflöhe im Hochsommer den Salat völlig herrunterfressen. Und vermutlich wird sich im Winter wieder manche Maus an dem Körnerfutter für Laufenten und Hühner laben wollen.

Unsere Gartengäste der gewollten aber auch der ungewollten Art verstehe ich als ein Stück Biodiversität, die eine intakte Umwelt ausmacht. Für uns stand immer fest, dass wir ökologisch gärtnern wollen, dass Schädlinge und Nützlinge selbst für eine Balance sorgen werden. Nach über 20 Jahren Gärtnertum können wir feststellen, dass unsere Rechnung bisher aufgegangen ist. Unser Hiersein empfinden wir als ein tierisch gutes Leben!