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Beate-Schoettke-Penke

High Five - 6 Tipps von Sonntagsgrün für 7 Tage

Liebe Gartenfreunde,
der Wonnemonat geht seinem Ende entgegen. Für uns Gärtnerinnen ist er ja erfahrungsgemäss ein Monat mit viel Arbeit im Garten - denn auf einmal kommt sehr viel Schwung ins Wachsen. Leider gedeihen auch viele Beikräuter und so liegt gefühlt doch recht viel Arbeit an. Schönerweise kommt auch Schwung in die Temperaturen. Frühstück im Garten, Milchkaffee im Garten, Abendessen im Garten - was will Frau mehr? Arbeiten und Genießen kommen so in eine schöne Balance.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Balance tagtäglich finden. "Ich schöpfe Kraft aus meinem Garten", schrieb mir dieser Tage Ingrid N. Das wünsche ich uns allen, auch wenn die Lebensumstände uns manchmal sehr viel abverlangen.
Auch deshalb an dieser Stelle - uns allen zur Erbauung - ein paar grüne Tipps aus meinem Garten-Universum.

Pflanze der Woche:

So sehr ich mich an einzelnen Pflanzen berauschen kann, so schlecht ist manchmal mein Gedächtnis, wenn ich erinnern soll, von wem die eine oder andere Pflanzengabe stammt. Im Falle des Nesselkönigs (Lamium orvala), den ich Ihnen an dieser Stelle vorstellen möchte, halfen mir Mathilde und Erwin Wilken vor ein paar Tagen auf die Sprünge: Nebst der Scheinhortensie wechselte der altrosa blühende Nesselkönig vor ein paar Jahren aus ihrem Refugium in Bakendorf in meines in Drispeth. Ich bin seitdem des Lobes voll. Die Pflanze bildet stattliche, buschige Horste mit dunkelrüner Belaubung. Schon jetzt am Anfang des Staudenjahres kommt die langlebige Wildstaude ordentlich in die Puschen. Halbschattige bis vollschattige Bereiche (z.B. unter einem unserer Kirschbäume) bekommen ihr gut, warum sie denn auch mehrfach im Schattenstauden-Buch von Katrin Lugerbauer , dort sogar auch für trockenen Schatten, empfohlen wird. Die Pflanze verträgt Wurzeldruck, daher kann sie auch gut am Gehölzrand eingesetzt werden. Die Große Taubnessel, wie die Pflanze auch genannt wird, gibt es auch mit weißen Blüten. Allerdings finde ich sie in dem morbiden Altrosa beeindruckender. Im Netz gibt es mehrere Anbieter - wer sie in den eigenen Garten holen will, einfach mal googeln.
Insektenmagnet

Gartentipp der Woche:

Statt hier einen Garten in der Ferne zu empfehlen, komme ich an dieser Stelle ausnahmsweise mal auf unseren Garten zu sprechen. Denn den können wir mitsamt unserem Café am Pfingstsonntag (23. Mai) erstmals wieder für Besucher öffnen. Zwar haben wir etwas Respekt vor all den ausflugshungrigen Menschen, die da möglicherweise des Weges kommen, doch wir sind ja inzwischen alte Gastronomen-Hasen und werden uns einfach wappnen. Jedenfalls freuen wir uns darauf, künftig jeden Sonntag wieder unsere Gartenpforte um 14 Uhr öffnen zu können. Und damit Sie einen Eindruck davon bekommen, wie es am Pfingstsonntag aussehen könnte, kommt hier ein fotografischer Eindruck von der "blauen Periode", die jetzt ansteht: Unsere Prärielilien-Wiese beginnt nämlich zu blühen!
Blaue Camassia hinterm Haus

Medium der Woche:

Neue Gartenbücher haben es ein wenig schwer, mein Herz zu erobern. Denn das Bücherregal ist voll und manchmal ist es einfach schöner, mal nur zu machen und nicht immer nur Ideen anzuhäufen. Bei dem folgenden Buch allerdings wurde ich sofort schwach: "Mein geliebtes Gartenhaus" von Gill Heriz vereinigt 70 grüne Refugien von Frauen weltweit, die sich im Garten einen eigenen Rückzugsort geschaffen haben - zum Malen, Bildhauern, Töpfern, Handwerkeln oder einfach nur zum Leben oder Gärtnern. Wer Spaß hat, einen Blick in fremde, kreative Wohnwelten zu werfen, der ist mit dem Büchlein bestens versorgt. Das konnte ich übrigens für ein paar wenige Euros bei Jokers erwerben - ein Online-Anbieter im Netz, bei dem man viele Gartenbücher zu kleinen Preisen käuflich erwerben kann.

Extra der Woche:

An dieser Stelle wieder ein Blick über den Gartenzaun - dieses Mal zu einem Thema, das gerne beschwiegen wird. Matze aus der Großstadt hat mich in seinem letzten Newsletter auf die Serie The Mopes aufmerksam, gemacht, die sich des Themas Depression auf ganz besondere Weise annimmt. Die schlaue und lebenskluge Nora Tschirner spielt die Hauptrolle, die Depression höchstpersönlich - was gar nicht nur betrüblich sondern sehr komisch rüber kommt. Ordentlich gibt sie ihrem Affen Zucker. Und in einem Bar-Talk mit ihrem früheren Viva-Kollegen Markus Kavka erzählt sie ganz ausführlich, warum ihr das Thema so sehr am Herzen liegt und sie mit der eigenen Betroffenheit offensiv umgehen will.
Zufällig habe ich in den letzten Tagen ein Buch zum gleichen Thema gelesen. "Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben?" (be-)fragt sich Till Raether. Nachdem der Brigitte-Autor in der Frauenzeitschrift erstmals über seine persönliche Leidensgeschichte geschrieben hatte, erreichte ihn eine Flut von dankbaren Zuschriften. Mit dem Buch unternimmt er nun den Versuch, die Krankheit weiter aus der Schmuddelecke zu holen. Wer wenig weiß über Depressionen, aber dennoch interessiert ist, bekommt durch den Erfahrungsbericht eine Ahnung, wie sich der tägliche Kampf gegen die Krankheit anfühlen mag. Wer Betroffene in seinem Umfeld hat, wird nach dem Lesen empathischer und hilfreicher im ganz normalen Leben agieren können.

Kolumne der Woche:

Bevor es hier um die Kolumne der Woche geht, muss ich ein Erlebnis loswerden: Vor ein paaar Tagen joggte ich mal wieder morgens durch meinen Garten. Auf einmal hörte ich auf Höhe meines Rückens ein Geräusch, das immer lauter wurde. Dann geschah es auch schon - ein Schwanenpaar landete in unserem Garten, schlitterte auf der Höhe des Wallnussbaumes meterweit über den Rasen und kam rechtzeitig vor dem Hofbeet zum Bremsen. Puh, welch Glück! Ich liebe ja Vögel in unserem Garten, doch die beiden waren mir deutlich ein paar Nummern zu groß. Da Frau und Herr Schwan offensichtlich in unserem baumreichen Grün nicht wieder würden starten können, lotsten wir sie mit einigem Zuspruch quer durch den Garten hin zur Wiese dahinter. Bei all der Aufregung vergaßen wir, ein Foto von unseren besonderen Gartengästen zu machen. So bleibt nur die Erinnerung an eine morgendliche Aufregung.
Meine Gartenkolumne von dieser Woche, die sonnabends in der Schweriner Volkszeitung, im Flensburger Tageblatt und in der Osnabrücker Zeitung erscheint, passt sooo gut zu dem morgendlichen Ergebnis. Doch lesen Sie selbst.
Gelbdolde mit lila Tulpen

Zitat der Woche:

An dieser Stelle ein Zitat aus dem Buch "Der Garten der Künstlerin" von Charlotte Seeling, das ich in den Anfangsjahren meines Gärtnertums von einer guten Freundin bekam.

Der Garten ist immer ein Teil von einem. Er wächst mit dem Menschen und geht mit ihm zugrunde. Er wird nie mehr derselbe, wenn der Besitzer nicht mehr ist. Insofern ist der Garten das Persönlichste, was es gibt.
Mit diesen Worten schließe ich diesen dritten High-Five-Gartenbrief.
Ich danke fürs Interesse und Durchhaltevermögen und hoffe auf weiteres In-Verbindung-bleiben.

Mit sonntagsgrünen Grüßen
Beate Schöttke-Penke
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