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Beate-Schoettke-Penke

High Five - Nur 3 Tipps von Sonntagsgrün für 7 Tage

Liebe Gartenfreunde,
wenn wir Nicht-Gärtnern begegnen, stöhnen diese ja mitunter über die viiiieeele Arbeit, die Mann/Frau sich mit einem Garten aufhalse. Ich finde, sie sehen da immer nur die eine Seite der Medaille. Ja, da gibt es Arbeit, die zu tun ist. Doch das ist gut so. Als Reiseveranstalterin und Gastronomin ist eine Erfahrung der letzten Pandemie-Monate, dass ich ohne Arbeit schlecht sein kann. Ich will mein Leben selbst in die Hand nehmen, es gestalten und mir selbst die Butter für mein Brot verdienen. Doch das arbeiten können, arbeiten wollen auf der eigenen Scholle, hat noch eine andere Seite der Medaille. Jedes Mal, wenn ich in meinen Beeten hocke, Hecken forme, Abgeblühten zurück schneide, Neues pflanze oder Blätter fege, gehen meine Gedanken eigene Wege. Ich erde mich, verwurzele mich noch ein Stückchen mehr. Ideen für mein weiteres Gärtnern, für mein Schreiben, für mein Leben insgesamt entstehen. Und das ist wunderbar so. Wer weiß, ob ich ohne Garten auch so weit gekommen wäre. Auch der Pandemie kann ich inzwischen Gutes abgewinnen. Der teilweise berufliche Stillstand, zu dem ich gezwungen war, hat mir viel Zeit zum Nachdenken eingebracht. Nachdenken darüber, wie ich meine nächsten Lebensjahre gestalten möchte, was mir wichtig ist, worauf ich verzichten kann und künftig will. Autor Lars Amend, dessen Newsletter ich aboniert habe, lief da mit seinen Worten am Montag bei mir offene Türen ein. Er schrieb: "Eine Lehrerin wurde von einem Schüler gefragt, was es eigentlich genau bedeuten würde, "an sich zu arbeiten". Diese gab ihm folgende Antwort: An sich zu arbeiten bedeutet, damit aufzuhören zu erwarten, dass sich alle anderen um einen herum ändern." Ich arbeite also nicht nur in meinem Garten und das ausgesprochen gern, sondern zuweilen auch an mir selbst.
Gut für den Schatten: Blattschmuckstaude Hoytunie

Pflanze der Woche:

Was ist das denn für eine Pflanze, wurde ich dieser Tage gefragt. Ich konnte nicht nur mit dem Namen Hoyttuynie weiter helfen sondern wusste auch noch ganz genau, wie die Pflanze in meinen Garten gekommen ist. Als ich vor 22 Jahren mit dickem Babybauch und Freunden die Landpartie im Wendland besuchte, kaufte ich mir in einem Garten diese schöne Pflanze. Sie kam in das Beet am Eingang unseres Küchengartens, dort ist sie noch immer. Zwischendurch wollte ich sie ganz aus meinem Garten verbannen, doch dagegen wehrte sie sich standhaft. Inzwischen habe ich meinen Frieden gemacht, obwohl sie die Bepflanzung mit Taglilien und Blutbuchen unterwandert. In meinem Gartenbuch Blattschönheiten von Wolfgang Hensel (gibt es nur noch gebraucht zu kaufen) taucht die Pflanze auf, was ja für sie spricht. Hier ist die Rede von der panaschierten Sorte (Houttuynia cordata "Chameleon") mit gelben und weißen Zeichnungen auf dem grünen Blatt, was meine Pflanze genau beschreibt und auf das sich ändernde Farbspiel der Blätter hinweist. Die Sorte ist auch unter dem Namen "Tricolor" oder "Variegata" im Handel. Die rote Färbung wird sich übrigens im Herbst verstärken, was die Staude nur noch schöner macht. An geeigneten Standorten, wo es nicht zu trocken ist, breitet sich die Staude über Rhizome aus.
Worüber das Buch gar keine Auskunft gibt: Die Houttuynie hat einen ganz besonderen aromatischen Duft. Es macht Spaß, über die Blätter zu streichen und an den Händen zu riechen. Das Aussehen der Blätter und dieser ganz besondere Duft waren vor 22 Jahren wohl auch der Grund, warum ich diese Pflanze für meinen Garten haben wollte. Eine kleine Online-Recherche ergab übrigens, dass die Pflanze einen schönen deutschen Namen hat: Sie heisst nämlich "Bunter Eidechsenschwanz". Das lässt sich doch gut merken, oder?
Neben der Rispenhortensie Limelight mit ihren kompakten Blüten sorgt der Rosa Kerzen-Knöterich für Leichtigkeit.

Kolumne der Woche:

In dieser Woche geht es in der Gartenkolumne für die "Schweriner Volkszeitung", die "Neue Ostnabrücker Zeitung" und das "Flensburger Tageblatt" um Stauden, die mit ihren beschwingten Blüten für ein Pendant zum Mächtigen, Prächtigen in unserem Garten sorgen. Doch lesen Sie selbst.
Morgenlicht trifft auf abgemähte Blumenwiese

Zitat der Woche:

In den letzten Tagen konnten wir schon mal an herbstlicher Stimmung schnuppern. Immer wieder Schauer und merkliche Kühle sorgten dafür. Doch ehe es hier melancholisch wird, ein paar Worte von Albert Camus aus meinem Zitate-Büchlein, mit denen wir das Kommende in einem anderen Licht sehen könnten:

Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird.
Mit diesen Worten schließe ich diesen fünfzehnten High-Five-Gartenbrief.
Ich danke fürs Interesse und Durchhaltevermögen und hoffe auf weiteres In-Verbindung-bleiben.

Mit sonntagsgrünen Grüßen
Beate Schöttke-Penke