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Beate-Schoettke-Penke

High Five - 6 Tipps von Sonntagsgrün für 7 Tage

Liebe Gartenfreunde,
draußen regnet's und so nutze ich die Mußestunde für ein paar Zeilen an Sie. Wenn es regnet, freue ich mich immer für den Garten. Nicht nur, weil ich dann gewisser Arbeiten enthoben bin. Ich bin auch gespannt darauf, was der Regen bewirkt. Manchmal nämlich wirkt der Garten nach einem Regentag wie verwandelt. So vieles ist schon wieder größer geworden oder öffnet seine Blüten. Auf meinem großen Staudenbeet erblüt gerade der Phlox und taucht es in ein Farbenmeer, die Hortensien schieben Blüten, auch die Spitzen des Kerzen-Knöterichs sind schon zu erkennen. Sommer ist's - unverkennbar und ich nehme mir vor: Jede Stunde auskosten! Die Schönheit rundum in möglichst vielen, vielen Details wahrnehmen! Sich beschenkt fühlen, wenn der Garten Gästen zu Herzen geht! Wenn sie angesichts des friedlichen Ortes Kraft tanken und beseelt wieder von dannen ziehen!
Die Obstbaumwiese im Abendlicht

Pflanze der Woche:

Wenn ich allwöchentlich überlege, welche Pflanze ich Ihnen an dieser Stelle vorstelle, geht mein Blick gern zu den Großen, den Stars. Dabei sind es oft die "Sternchen", die einen Garten charmant machen. Als ein solches Sternchen empfinde ich den Gelben Lerchensporn, der egal - wo er sich versät - immer zu passen scheint. Er hat sich auf unserer Trockenmauer am Straßenrand angesiedelt, umspielt die Töpfe am Garteneingang und macht aus dem Neben- ein Miteinander. Auch im Garten selbst, am geschwungenen Weg am Eingang oder bei meinen zahlreichen Funkien-Töpfen oder in den Fugen am früheren Brunnen hat sich der Gelbe Lerchensporn versät. Er braucht scheinbar nicht viel an Voraussetzungen und wenn er gar zu üppig auftritt, lässt er sich leichtens entfernen. Ich habe gerade die Sortenbeschreibung für Corydalis lutea bei der Bio-Gärtnerei Gaißmayer gelesen - auch die Gärtner dort finden nur gute Worte für die zarte und dennoch robuste Pflanze. Und die Fotos vermitteln einen schönen Eindruck von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Gelben Lerchensporns.
Eingang zum Garten

Gartentipp der Woche:

In den letzten Tagen gab es wieder ein paar Mails von Gartenfreunden, die wir kennen. Anke B. beispielsweise schrieb von ihrer Gartenreise, die sie gerade unternommen hat. Sie war bei der BUGA in Erfurt, bei der Landesgartenschau in Baden-Württemberg in Überlingen, in Ingolfstadt, wo die ausgefallene Landesgartenschau vom letzten Jahr nachgeholt wird. Am Bodensee hat sie die Blumeninsel Mainau besucht und auf bayerischer Seite Lindau, wo es viele Gärten und Parks gibt. Last but not least war sie - natürlich! - im Hesse-Garten am Bodensee und hat dort eine Führung mit Eva Eberwein erlebt. Sicherlich ein tolles Erlebnis, denn besagte Frau hat vor ein paar Jahren ein gutes Buch über den Garten geschrieben, für den sie sich auch engagiert. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Ich habe ja immer, wenn die Rede auf Hesse und seine Gärten kommt, idyllische Hesse-Fotos mit Leinenhose und Sommerhut vor Augen oder die Blumen-Aquarelle, die er gemalt hat und die seine Gedichte illustrieren. Das Buch "Hesses Frauen" von Bärbel Reetz eröffnete mir allerdings vor ein paar Jahren noch mal ein anderes Bild des Schriftstellers. Die Partnerinnen des Dichters nämlich mussten oft das Gärtnern, Einkochen und Einlagern des Erntegutes allein bewältigen, während der Dichter auf Reisen war. Selbst wenn Kinder gerade geboren worden waren, suchte Hesse das Weite.
Blick auf den Hof mit Pflanzen und Sitzplatz

Medium der Woche:

In der letzten Woche empfahl ich ja das neueste Buch von Juli Zeh "Über Menschen". Vor ein paar Tagen nun war sie Podcast-Gast bei Matze Hielscher im "Hotel Matze". Hier hat sie noch mal ausführlich darüber gesprochen, dass wir Menschen uns gern unser Zusammenleben als polarisierendes Miteinander erzählen lassen. Und dass es doch eher darum gehe, das super-seltene Glück zu hegen und zu pflegen und zu gestalten(!), dass wir hier in Europa schon so lange in Demokratien leben. Ihre Sicht auf die Dinge lässt sich einfach fassen: Widersprüche aushalten! Und sich nicht immer gleich auf eine Seite schlagen und die andere angehen und bekämpfen.
Bei dem gut zweieinhalbstündigen Gespräch konnte man noch mal viel Interessantes über die Schriftstellerin erfahren und warum sie beispielsweise Talkshows und Lesungen meidet, dafür aber viel lieber bei ihren vier Pferden ist. Also wer gerne Podcasts hört - einfach mal hier reinhören.

Extra der Woche:

Am letzten Sonntag hatte Horst Seehofer seinen 72. Geburtstag. Ich ahnte nicht, dass mich das jemals interessieren würde. Aber der Auftritt des Innenministers vor drei Jahren, als er darüber frotzelte, dass ja an seinem 69. Geburtstag ausgerechnet 69 Afghanen abgeschoben worden waren und dass er das ja gar nicht so bestellt hätte, gehört für mich zu den zynischsten Äußerungen eines deutschen Politikers. Als ich dieser Tage darum gebeten wurde, mich mit einer Spende an einem "Geschenk für Horst" zu beteiligen, überlegte ich deshalb nicht lange. Spenden, damit 250 000 Euro zusammen kommen und die gemeinnützige und zivile Seernotrettungsorganisation Sea Eye möglichst viele vom Ertrinken bedrohte Menschen retten kann - da bin ich doch gern dabei. Der Geldbetrag ist inzwischen schon beisammen - wer sich dennoch gern beteiligen möchte, kann dies noch tun - nämlich hier.

Kolumne der Woche:

In der Gartenkolumne geht's in dieser Woche um eine Schönheit, an deren Pflanzung in meinem Garten ich mich gar nicht mehr so recht erinnern kann. Doch lesen Sie selbst.
Abendstimmung unter der Kirsche

Zitat der Woche:

Bei Zitaten zum Thema Garten kommt ja gern und oft Vita Sackville-West zu Wort. Schließlich hat sie Texte dazu geschrieben und also gibt es eine reiche Fundgrube. An dieser Stelle aber soll Harold Nicholsen, ihr Mann, zitiert werden, der ja mit seinem Plan dafür gesorgt hat, dass der weltbekannte Garten Sissinghurst in England heute so aussieht, wie er aussieht. 1956 schrieb er folgende Worte:

Ich hatte das Gefühl, dass kein Garten jemals so schön wie unserer gewesen ist, kein Mai so schön wie´dieser, keine Ente jemals so viel Persönlichkeit hatte wie Fanny und niemand jemals so von Liebe und Glück übermannt wurde wie ich. Mich überkam eine Stimmung universaler Dankbarkeit.
Mit diesen Worten schließe ich diesen zehnten High-Five-Gartenbrief.
Ich danke fürs Interesse und Durchhaltevermögen und hoffe auf weiteres In-Verbindung-bleiben.

Mit sonntagsgrünen Grüßen
Beate Schöttke-Penke
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