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Beate-Schoettke-Penke

High Five - 5 Tipps von Sonntagsgrün für 7 Tage

Liebe Gartenfreunde,
wir leben seit 1995 in Drispeth. Bis zum letzten Jahr habe ich mich standhaft gewehrt, wenn mein Mann auf das Gründach unserer Scheune kletterte (um Unkraut zu entfernen) und mich mit hinauf locken wollte. Zu hoch, ich habe Angst - war immer meine Begründung. Was ist mir in all den Jahren entgangen! Denn mit der Erstbegehung im letzten Jahr, die mir übrigens gar nicht so viel Mut abverlangt hatte wie gedacht, erkannte ich: Vom Dach unserer Scheune ergibt sich noch mal ein ganz anderer Blick in den Garten, ins Dorf, in die Landschaft. Also beschloss ich: Das werde ich mir in Zukunft auf keinen Fall mehr entgehen lassen!
In dieser Woche waren wir wieder auf dem Scheunendach, um nach dem Rechten zu sehen. Aufgefallen ist mir noch mal sehr deutlich, wie mächtig inzwischen unser Wallnussbaum auf dem Hof geworden ist. Schön ist auch der Blick in den Hof - doch schauen Sie selbst.
An dieser Stelle übrigens ein herzliches Dankeschön an die Mailschreiber, die mir auf den letzten Gartenbrief - zumeist emotional - geantwortet haben. Ja, Klein-Ella öffnet einem halt das Herz!
Von Pflanzen umzingelt - der Sitzplatz auf dem Hof.

Pflanze der Woche:

In früheren Jahren meinte mal eine gute Freundin, mir ginge es immer um Schönheit. Inzwischen kann ich gut zu dieser, ihrer Meinung stehen: Ja, es liegt mir daran, aus Vielem im Leben das Gute und Schöne heraus zu holen. Selbst aus unserem Küchengarten. Der dient vor allem der Füllung unser Töpfe und Pfannen. Doch der Küchengärtner meines Vertrauens gibt sich inzwischen auch sehr viel Mühe, rund ums Gartenjahr "schöne Hochbeete" zu gestalten. Da wird in Mustern und Ornamenten gepflanzt. Samen dürfen auflaufen und werden - wie in diesem Sommer geschehen - direkt neben einem Hochbeet zu einem stattlichen Sommerflieder. Und mein Mann, der um meine Experimentierfreude beim Kochen und Gestalten weiß, hält gern Ausschau nach neuen Gemüsesorten, die es lohnen ausprobiert zu werden. So kam in diesem Jahr der Palmkohl in unseren Garten. Wer sich auf Gartenschauen tummelt, kann ja immer wieder beobachten, wie Gartengestalter Gemüse selbst in Staudenbeete integrieren und auf diese Weise für Hingucker sorgen. Bei uns hat attraktives Gemüse es zwar noch nicht in die Blumenbeete geschafft, aber der Palmkohl im Küchengarten ist auch so ein Augenschmaus. Schauen wir mal, was wir uns daraus brutzeln. Wer sich ein wenig über die Gemüsesorte belesen möchte, wird hier schlauer.
Die Ernste im Küchengarten geht weiter.

Garten der Woche:

Am Sonntag waren Dagmar und Emil L. aus Woltersdorf in meinem Garten. Emil ist in diesem Falle der Gärtner der Familie, Dagmar dagegen geht es oft um Literatur, Dichtung, Sprache. Schon manches schöne Gedichtbändchen habe ich von ihr bekommen. In diesem Falle hatte sie mal wieder einen selbst geschriebenen Brief - wie schön! - und einen Zeitungstext im Gepäck für mich. In der Zeitschrift "Salon" war ein Gespräch mit Piet Oudolf über seinen neu gestalteten Garten Vitra Campus in Weil am Rhein. Der ist mir schon aus einem langen Zeitungstext in der "Zeit" vor ein paar Wochen ein Begriff, den mir übrigens unsere Berliner Freunde Vera und Uwe zusandten. (Sie sehen, an mir geht kein wichtiger Gartentext vorbei! :)) Schon in dem Zeit-Text hatte ich mir einige Zeilen angestrichen, in dem Dagmar-Text gefällt mir, dass der Niederländer Gärten als "Freigeister" begreift, als "wogende Landschaften aus Gräsern und Sträuchern, zwischen denen die Menschen sich verlieren". Gärten als Freigeister, statt gerader Wege, manikürter Rasen oder adretten Blumenbeeten? Das ist so recht nach meinem Geschmack. Und so möchte ich Ihnen diesen besonderen Garten ans Herz legen - er umschmiegt das Design Museum des Möbelhändlers Vitra. Das liegt nicht gerade um die Ecke, weil Weil am Rhein im allersüdlichsten Zipfel von Deutschland an der Grenze zum schweizerischen Basel liegt. Doch wer weiß - vielleicht führt Sie ja eine der nächsten Reisen in diese Gegend. Über das Museum kann man sich hier belesen und über den Garten hier.

Medium der Woche:

An dieser Stelle möchte ich gern einen Tipp aus meinem Lieblings-Newsletter von Mathe Hielscher weiter geben. Der empfahl in seinem letzten Rundbrief die Sendung "Auf der Couch" des ZDF. Zwei Menschen mit ganz unterschiedlichen Haltungen treffen aufeinander zu einer "Paartherapie der Meinungen". Moderiert wird das Ganze von Psychologe, Bestseller-Autor und Podcaster Dr. Leon Windscheid. In der ersten Folge geht es um den Klimawandel: Weltuntergang oder Panikmache? Leon Windscheid hat dazu den Journalisten, Autor und Kolumnisten des Focus, Jan Fleischhauer, und Studentin, Umweltaktivistin und Pressesprecherin von Fridays for Future, Carla Reemtsma, eingeladen. Die gute halbe Stunde habe ich mir angehört - mit viel Gewinn! Daher an dieser Stelle der Link zur ersten Sendung - für den Fall, dass auch Sie Lust darauf haben.

Kolumne der Woche:

In der Gartenkolumne von dieser Woche geht es wieder nicht um Baller- sondern um die kleinen, zarten, aparten Blüten, die gerade deshalb immer wieder mein Herz erobern. Doch lesen Sie selbst.
Ein wichtiger Farbgeber im September - der Wasserdost

Zitat der Woche:

Für das Zitat an dieser Stelle vergreife ich mich diese Woche mal an der Gartenkolumne, die ab und an in der "Zeit" erscheint und in der in der letzten Woche Autorin Stefanie Flamm sehr schön das Gefühl am Ende des Sommers beschreibt:

Der Sommer ist am schönsten, wenn man nichts mehr
von ihm erwartet. Anfang September spielt es keine Rolle,
ob er zu heiß oder zu nass war oder zu was auch immer.
Der Sommer hat getan, was er konnte, und jetzt ist es,
wie es ist: Die Früchte reifen an den Bäumen, oder sie
lassen es bleiben. Das Gemüse ist abgeerntet oder den
Schnecken zum Opfer gefallen. Wir haben viele Äpfel
dieses Jahr, aber keinen einzigen Pfirsich. ... Ich frage mich
nicht mehr, was ich falsch gemacht habe

und ob nicht grundsätzlich alles ein bisschen mehr sein
müsste im Garten. Denn ich weiß ja, dass von jetzt an
wieder alles weniger wird: weniger frei, weniger warm,
weniger grün.
Unsere Hühner gehen in Deckung.
Mit diesen Worten und einem Schnappschuss unserer Hühnerschar, die direkt gegenüber vom Garteneingang und gut geschützt einen ihrer Lieblingsplätze bezogen hat, schließe ich diesen neunzehnten High-Five-Gartenbrief.
Ich danke fürs Interesse und Durchhaltevermögen und hoffe auf weiteres In-Verbindung-bleiben.

Mit sonntagsgrünen Grüßen
Beate Schöttke-Penke