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Beate-Schoettke-Penke

High Five - 6 Tipps von Sonntagsgrün

Liebe Gartenfreunde,
es ist Krieg in Europa. Diese Nachricht hat uns alle erschüttert. Und erschüttert uns jeden Tag aufs Neue. Wir sehen Frauen und Kinder auf der Flucht, wir sehen Männer kämpfen. Wir bangen darum, wie sich die nächsten Wochen gestalten werden. Hoffen darauf, dass Putin in seine Schranken gewiesen wird. Meine Mutter sagt, dass sie nicht versteht, warum die Leute einfach so ihre Heimat verlassen. Ich halte dagegen: Was sollen sie sonst tun? Nach dem Gespräch wird mir bewusst, dass meine 85jährige Mutter den zweiten Weltkrieg auf einem mecklenburgischen Dorf erlebt hat, die Auswirkungen der jahrelangen Kämpfe erst zum Ende des Krieges hautnah mitbekommen hat. Sie hatte als Kind immer zu essen, hatte eine warme Stube. Die Eltern meines Mannes, beide im Kindesalter aus Ostpreußen geflohen, haben da Anderes zu erzählen. Meine Schwiegermutter beispielswiese flüchtete in Eiseskälte Richtung Westen, verlor auf ihrem monatelangen Weg alles bis auf ihr letztes Hemd. Manchmal staunt sie als 87jährige darüber, wie sie die Flucht überleben konnte. Es gab doch eigentlich kein Essen! Es gab kein Dach über dem Kopf! Es war bitterkalt! Und außerdem wurde doch rundrum gekämpft! Und während ich über die Altvorderen nachdenke, taucht bei mir die Frage auf: Was, wenn ich Haus und Hof einfach hinter mir lassen müsste? Was, wenn ich meinen geliebten Garten einer ungewissen Zukunft überlassen müsste? Mein Mann, der doch so an unserem Ort hängt, sagt, er würde fliehen. Ich wiederum kann mir das für mich nicht vorstellen. Und während wir so reden, hoffe ich, dass ich auf diese Fragen nie eine konkrete Antwort finden muss.
Eine Gärtnerin aus Ganzlin hat mir mal gesagt, ohne ihren Garten hätte sie den Tod ihres Sohnes nicht verwunden. Ein Garten tröstet. Das habe wir alle erfahren, als vor zwei Jahren die Corona-Pandemie begann. Es war Frühling und wir konnten in unseren Garten gehen, während das sich freie Bewegen draußen vielen versagt blieb. Jetzt ist wieder Frühling. Wir erleben mit dem Krieg in der Ukraine eine Zeitenwende. Und während die Nachrichten immer neue Schrecklichkeiten berichten, können wir auf den Trost hoffen, den uns unsere Gärten geben.
Als meine Mutter mich im November besuchte, meinte sie, sie komme wieder, wenn der Garten nicht mehr so trostlos sei. Ich stellte fest: Für mich ist mein Garten nie trostlos, sondern immer ein Trost. Egal, bei welchem Wetter. Und jetzt im Frühling erst recht.
Gefüllte Lenzrose

Mein Pflanzen-Tipp:

Lenzrosen kann man im eigenen Garten nie genug haben. Finde ich jedenfalls. Und so wandert immer mal wieder ein schönes Exemplar in meinen Einkaufskorb, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Vor der Pandemie war so ein Fall, als ich das alljährliche Schneeglöckchenfest in Hamburg besuchte. Die Gärtnerei Blütenreich im sächsischen Leppersdorf bot diese schöne Lenzrose "Helleborus x orientalis Double Ellen Picotee" an. Ich habe sie auf unseren Hof gepflanzt, wo ich in diesen Frühlingstagen oft vorbei komme. Lenzrosen sind pflegeleichte Pflanzen. Sie möchten gern in Ruhe gelassen werden und brauchen eigentlich nicht viel Aufmerksamkeit. Eigentlich ideale Pflanzen, an denen wir Gärtner uns Jahr um Jahr erfreuen können. Ein paar mehr Infos zu ihnen gibt es hier.

Mein Garten-Tipp:

An dieser Stelle kommt mal ein Garten-Tipp der anderen Art: Gehen Sie öfter in die Natur! Seitdem wir auf den Hund gekommen sind, stapfen wir jeden Tag von unserem Haus los, über Wiesen, hin zum Moorsee. Jeden Tag erleben wir die Natur vor/hinter unserer Haustür anders, warum inzwischen auch immer das Smartphone mit am Mann, sprich der Frau ist. Und so gelingen oft schöne Momentaufnahmen, die den Augenblick feiern. Auf solchen Spaziergängen vergisst man/frau auch wunderbar, was an Aufgaben daheim auf der To-do-Liste steht. Und das ist doch ein wunderbarer Nebeneffekt, oder? Außerdem habe ich mal gelesen, dass wer jeden Tag eine halbe Stunde spazieren geht, gute Chancen hat, 90 Jahre alt zu werden. Wer sollte da nicht motiviert sein?
Birkenwald im Gegenlicht

Mein Medium-Tipp:

Es gibt ja Menschen, die hören gar keine Podcasts. Manche dagegen sehr viele. Zu der letzten Kategorie gehöre ich. "Schuld" ist daran Gartenfreundin Annett S., die mir vor der Pandemie schon den Podcast "Hotel Matze" empfahl. Den höre ich immer noch wöchentlich. Kürzlich war Kurt Krömer zu Gast, der zu den bekanntesten Komikern in Deutschland gehört. Mit dessen Art, seine Gäste zu behandeln, haderte ich öfters. Im Podcast erfuhr ich nun, woher das "Arschloch-Verhalten" kommt und wie es ihn geprägt hat. Respekt flösst mir die Tatsache ab, das Krömer alleinerziehender Vater von vier Kindern ist und sein Vater-Sein auch dann versuchte zu leben, als ihn Depressionen plagten. Über die spricht er im Podcast sehr offen. Und über noch viel mehr. Hören Sie doch mal rein. Kurt Krömer ist in diesen Tagen in vielen Medien präsent. Anlass ist sein Buch "Du musst nicht alles glauben, was Du denkst", das in den nächsten Tagen erscheint. Ob sich das Lesen lohnt?
In der letzten Woche war übrigens Autor Benedict Wells bei Matze zu Gast, der eigentlich gar keine Interviews gibt. Und der mit Matze dann doch sehr ausführlich sprach. Auch diese Folge lohnt sich. Bücher habe ich von Benedict Wells noch nicht gelesen. Sollte ich das vielleicht mal tun?
Krokusse auf der Blumenwiese

Mein Extra-Tipp:

Ich liebe Gespräche über Kunst und Künstler. So freute ich mich dieser Tage sehr, als mir Sybille bei einem Besuch von M.C. Escher erzählte. Dieser Künstler war mir bis dahin gar kein Begriff. Ist es nun aber, denn Sybille hatte bei unserem Treffen ein sehr gutes Buch über den Künstler mit im Gepäck und empfahl mir außerdem den Dokumentarfilm "Reise in die Unendlichkeit" über den Niederländer, den es lohnt, anzuschauen. Es gibt ihn auf Youtube kostenfrei zu sehen. Die Kunst von M.C. Escher beschreiben zu wollen, ist kaum möglich. Eine magische Welt, die zum Entdecken und Staunen einlädt. Der Niederländer empfand sich ürigens nie als Künstler, sondern als Mathematiker. Die Wahrheit aber ist: Er war einfach beides!

Meine Kolumne:

In der Kolumne der letzten Woche begeisterte ich mich für drei verschiedene Frühlingsblüher, darunter die unten abgebildete Primula vulgaris. Doch lesen Sie selbst.
Primula vulgaris

Das Zitat:

An dieser Stelle kommen ein paar Worte von meinem englischen Lieblingsgärtner Monty Don, die ich in diesen Frühlingstagen besonders eifrig befolge:

Die Wurzel des Glücks ist, so viel wie möglich draußen zu sein und mit Pflanzen.

Mit diesen Worten schließe ich diesen Gartenbrief.
Ich danke fürs Interesse und Durchhaltevermögen und hoffe auf weiteres In-Verbindung-bleiben.

Mit sonntagsgrünen Grüßen
Beate Schöttke-Penke
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